Paula
ex-"Elektra", ex-"Hygge", Segelnummer F GER 1023, ex-F DEN 443
gebaut 1965 von W. Kielstrup-Madsen, Struer (Limfjord)
Rumpf Lärche auf Eiche, grau lackiert, Deck (inzwischen) GFK
Motor Außenborder Mercury 5 PS
Besonderheiten: langes Cockpit mit Reitbalken,
kein Vorluk, Seitenfenster mit Messingrahmen
Liegeplatz WSG Arnis/Grödersby an der Schlei
Die
unübertreffliche Paula
Der längst verstorbene Bootsbauer W. Kielstrup-Madsen ist am
Limfjord noch heute für seine kleinen Fischerboote bekannt.
1965
baute er dieses eine Folkeboot, um es selbst zu segeln. "Elektra" nahm
1968 an der Folkebootregatte bei den Limfjordtagen teil - da war das
Schiffchen erst drei und ich noch nicht geboren. Als ich im Internet
auf dieses alte Regattaprogramm stieß, habe ich vor
Rührung
ein bisschen geweint. In ihrer Zeit in Nyborg fuhr "Elektra"
fünf
Mal "Fyn rundt" mit. 2005 landete sie in Fleckeby an der Schlei und
ging drei Jahre später in meinen Besitz über. Seitdem
haben
Paula und ich zusammen an die zwanzigtausend Seemeilen
zurückgelegt - die meisten davon einhand. Paula ist
selbstbewusst, aber nicht eigensinnig - eine perfekte Partnerin eben.
Im Juni 2019 lagen wir mal wieder in Nyborg. Paula war
eigentümlich still, als ein weißhaariger
Däne von der Pier aus ins Cockpit guckte und zweimal nach der
Segelnummer fragte, bevor er sagte: "Das ist mein altes Boot." Seitdem
weiß ich Dinge, die Paula nie verraten hätte: Zum
Beispiel, woher die weiße Füllung in einem
Plankenriss stammt. Da hat nämlich Franks kleine Tochter die
Decksfarbe ins Cockpit gekippt...
Am Anfang...
...stand eine Gruppenreise. Tönning - Spiekeroog - Helgoland -
Pellworm mit der "Jonas von Friedrichstadt". Seitdem ließ
mich die Faszination des Segelns nicht wieder los. Vier Jahre
später kamen Paula und ich zusammen. Ich entschied mich aus
rein rationalen Überlegungen für ein Nordisches
Folkeboot. Es wurde die große Liebe. Aber nicht gerade
über Nacht: Segeln konnte ich da eigentlich noch nicht,
erlernte mühsam den Umgang mit dem Schiffchen - eine
Entwicklung, die ein ganzes Buch füllt. Gemeinsam
quälten wir uns durch Schauerböen und einen
Hundertdreißigmeilenschlag, teilten aber auch
Glücksmomente, wie ich sie an Land nie erlebt habe. Wir
wuchsen zu einem eingespielten Team zusammen. Inzwischen sind wir so
weit, dass auch der netteste Mitsegler unsere Harmonie emfindlich
stören würde.
Wir
suchen uns neue Herausforderungen. Anlegen unter Segeln
soll einmal der Standard werden. Ich lasse Paula Rudergehen, das kann
sie so gut, dass ich mitunter stundenlang nicht die Pinne
berühre. Segelte ich anfangs nach dem Motto "Wenn viel Wind
ist, sind wir schnell, bei wenig Wind sind wir langsam", habe ich
inzwischen doch gelernt zu trimmen und den Mast richtig zu
positionieren. Vorläufiges Ergebnis: Bei unserer ersten
Regatta
hielten wir wacker mit. Verchartern würde ich sie niemals -
aber
sie ist die gute Seele des Betriebes, schwimmendes
Büro
und meine Sommerresidenz.
Bordalltag
mit Paula...
Zu einem gelungenen Segeltag gehören: Frühes
Aufstehen,
Kaffee und Zigarette ("Paula kocht Kaffee", lautet die Formulierung).
Ein in der Gemütlichkeit des Cockpits genossenes Abendessen.
Und
dazwischen mindestens dreißig Meilen Segeln. An Paula soll's
nicht liegen, sie ist Tag und Nacht bereit zum Auslaufen.
Doch es kann auch nur eine ganz kleine Spaßrunde sein, die
uns
glücklich macht - Hauptsache, es gibt wie immer die eine oder
andere Überraschung. Erfahrungsgemäß setzt
in Rabelsund
Urlaubsstimmung ein - selbst wenn gleich darauf der Anker
fällt
und es am nächsten Morgen zurück nach Arnis geht. Und
neulich
fuhren wir nach Kappeln, um auf dem Rückweg Jane durch die
Brücke zu schleppen. Sie hatte ihren Motor zur Wartung
gebracht
und vergessen, dass sie ohne ihn nicht aus eigener Kraft
zurück
konnte. Björn
und ich sind dann noch ein Stück Richtung
Lindaunis gesegelt, kehrten rechtzeitig vor dem aufziehenden Gewitter
um und lieferten uns noch ein erfolgreiches Rennen mit einem Knarrboot,
dessen Eigner fassungslos sein Unterwasserschiff nach den Seepocken
absuchte, aufgrund derer sein Schiff langsamer war als ein Folke. Nun -
am Bewuchs lag es nicht. Zehn Seemeilen, ereignisreich wie sonst ganze
Wochen.
Winterarbeit
Obwohl sie vom ersten Tag an segelklar war, haben wir uns inzwischen
durch beinahe alle neuralgischen Punkte eines Holzbootes
gewühlt -
außer den
Kielbolzen, die waren schon neu. Leckagen traten auf an den
Verbindungen vom Rumpf zum Deck, vom Deck zum Aufbau, vom Aufbau zum
Kajütdach. Außerdem um die Halterung für
den
Flaggenstock, was einen Haufen Torf hinterließ, wo eigentlich
Sperrholz und Eichenknie hingehören. Zwei Bodenwrangen waren
offenbar von den alten Kielbolzen gesprengt worden und mussten neu.
Etliche Spanten sind geschäftet, einige weitere
ließen sich
durch Entfernen des weichen Holzes und einkleben von Eichenstreifen
retten. Die Backskisten waren beim Kauf schon nicht mehr original,
wurden aber durch selbst gebaute, größere ersetzt.
Die
Fenster - Messingrahmen zum Öffnen - sind einzigartig, aber im
Nachhinein betrachtet doch nicht der große Wurf, für
den ich
sie hielt. Zu sehr fallen sie ins Auge. Die Mastspur wurde umgebaut, um
die Last von der Kiel-Steven-Verbindung auf die benachbarten
Bodenwrangen umzuleiten und besser zu verteilen. Demnächst
wird
sich meine Aufmerksamkeit dem Heckspiegel und - wieder einmal - den
Kiel- und Stevennähten zuwenden. Vielleicht bekommen wir das
Schiffchen eines Tages ja sogar dicht.
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