Mitte Oktober: Wir verabschieden uns aus dem nasskalten
Hafen und begeben uns ins Winterlager - Oliese und Frieda mit
nagelneuen elektrischen Bilgepumpen. Eine intensive Saison hat Spuren
hinterlassen, und wie immer gilt es ja auch das eine oder andere
größere Projekt anzugehen. Die Hauptrolle wird
diesmal Frieda spielen. Natürlich reisten wir nicht ab, ohne
uns - den Kran schon in
Sichtweite - zu unserer Saison-Abschlussbesprechung zusammenzufinden.
Frieda lag etwas abseits und war morgens als Erste dran.
In
vierzehn Tagen fünf Boote anschleifen, abkleben,
säubern und
mit zwei halbwegs gelungenen Schichten Klarlack zu versehen, ist
möglich - aber eine anstrengende und mühsame
Tätigkeit.
Wie jedes Jahr im Februar. Das Wetter war nicht unbedingt hilfreich,
mal zu kalt, mal zu feucht, aber es ging Tag für Tag voran.
Zehn
Stunden volle Konzentration und genaues Gucken, ob ich bei widrigen
Lichtverhältnissen nicht womöglich doch den einen
oder
anderen Fehler mache - ich bin froh, dass das geschafft ist.
Wie
immer ist es nicht überall perfekt geworden, aber zumindest
tragen
die Heckspiegel diese Bezeichnung zu Recht, und wir sind ganz zufrieden
mit dem Ergebnis. Da spiegelt sich auch schon der Trecker, der Martha
und ihre Schwestern Anfang April endlich zurück in den Hafen
zog.
Ein zerbröseltes Flurbrett aus Sperrholz (immerhin hat es die
Saison durchgehalten, ohne dass ich in die Bilge fiel). Weitere
Lackierarbeiten unter Deck. Abdichten der Kielnähte, wo
irgendwo ein Schluck Wasser durchsickert. So hatte ich mir das
vorgestellt. Mal eben ein neues Flurbrett aus Teak-Vollholz zu bauen,
bedeutete ein erstes Problem: Der Preis für Teak hat sich in
den letzten zwei Jahren beinahe verdoppelt, meine Wunschliste beim
Holzhändler sprengte das Budget. Zuhause fand sich ein
ausrangierter Cockpittisch, der einmal Frieda gehörte -
feinstes Sperrholz mit Teak-Außenlage. Von der Form her als
Cockpittisch nicht zu gebrauchen (trapezförmig mit der breiten
Seite am Niedergang), gab das Teil ein wunderbares Flurbrett her.
Dann
der Test: Das neue Brett passte. Aber es wackelte. Was daran lag,
dass die geteilte Auflage am Hauptschott abgesackt war - die Schrauben
hielten nicht mehr, Folge einer zu simpel gedachten Ausbesserung vor
einigen Jahren, bei der ich nur ein Stück erneuerte, anstatt
das ganze Holz neu anzufertigen. Ich war wohl zu faul, die zweite
Backskiste auszubauen. Das tat ich jetzt, denn außer als
Flurbrettauflage zu dienen, hält dieses Brett auch das gesamte
Hauptschott zusammen. Dem massiven Balken stellte ich noch
Mahagonileisten zur Seite, die nicht nur dem Schott zusätzlich
Stablität geben, sondern auch gleich ein paar unansehnliche
Stellen mit durchgeschliffener Außenlage verdecken.
Salty
Der Plan: Salty bekommt - hurra! - ein Echolot. Es liegt schon bereit,
kein
Rückzieher mehr möglich. Dummerweise habe ich
vergessen, gleich das Anbauschiffchen mitzubestellen, und als ich es
telefonisch tat, bekam ich einen Einbausatz, mit dessen Hilfe bei
GFK-Booten der Rumpfdurchbruch vermieden werden kann. Nun harren wir
der Dinge und fürchten den Mindermengenzuschlag. Das
Schiffchen
ist immer noch nicht da, Salty aber schon wieder im Wasser. Das Echolot
wird also den Sommer allein an Land verbringen.
Wohnlichkeit unter Deck: Neuer Lack für den Dachhimmel, die
Decksbalken klar, dazwischen weiß = hell und freundlich.
Zunächst war das Vorluk dran. Mit heißer Nadel
während
der Saison gestrickt, konnte der Deckel nicht so bleiben - er war weder
wasserdicht noch trittfest. Das Luk war im Grunde fehlkonstruiert: Das
Konzept entspricht einer Kiste von quadratischem Querschnitt, auf die
ein Deckel gestülpt wird. Der Deckel hängt nun aber
an
Scharnieren, und wenn man ihn zum Öffnen klappt, anstatt ihn
senkrecht nach oben abzuziehen, hat man die Wahl: Entweder klemmt und
scheuert es, oder der Deckel hat ringsum so viel Spiel, dass er nicht
dicht abschließt. Die Scharniere waren direkt aufs Laufdeck
geschraubt - eine eher unübliche Methode mit erheblichen
Nachteilen (Löcher im Deck, Hebelwirkung, wenn das Luk
über
die Senkrechte hinaus zu öffnen versucht wurde). Leider war
das
Luk bisher komplett aus Teak - aus Kostengründen wird nun
Mahagoni
verwendet.
Ich
habe lange überlegt, wie viel vom alten Luk erhalten bleibt
und wie weit ich, der vorigen Erfahrung mit Frieda folgend, komplett
neu baue. Die Wahl fiel darauf, das alte Lukensüll aus Teak
und
damit die quadratische Form zu belassen, einen
äußeren
Rahmen aufzudoppeln und am oberen Teil eine Fase anzuhobeln, so dass
der neue Deckel sich dicht ans Süll anschmiegt, sich beim
Öffnen aber sofort allseitig davon entfernt. Der
übliche
Vorbau fällt etwas kürzer aus als
gewöhnlich, gerade
groß genug, um die Scharniere und eine Grabenleiste
aufzunehmen.
Ist doch ganz hübsch geworden - findet zumindest Salty.
Der eine oder andere Plankenstoß sollte eigentlich auch noch
abgedichtet
werden (inklusive neuer Brettlaschen auf der Innenseite). Manche
Charterer berichteten von Wasser an dieser oder jener solchen Stelle -
leider ergab sich kein eindeutiges Bild, und nun kann es sein, dass ich
alle Stöße bearbeiten werde, das Ganze aber
auf
später verschiebe.
Vorher beschäftigte ich mich aber zwischendurch mal -
während
Friedas Deck und Marthas Unterwasserschiff mich auf Trab hielten - mit
Kleinigkeiten. Wobei das Wort Kleinigkeit definiert ist mit
unscheinbaren Dingen, die grundsätzlich aufwändiger
sind als
gedacht. Zum Beispiel die Winschen: Als ich im Herbst selbst mal wieder
mit Salty segelte, wunderte ich mich weniger über den
unglaublichen Sound - rrrrrradong! - als über die Tatsache,
dass
sich noch nie ein Charterer darüber beschwert hat. Fetten war
also
dringend. Nun hat Salty - wie Oliese und Frieda - diese auf den ersten
Blick supercleveren Winschen mit einer Achse durchs Deck und einer
festen Kurbel unter der Schlinge. Auf den zweiten Blick ist diese
Konstruktion unnötig, weil ein Folkeboot keine Winschkurble
braucht. Und auf den dritten Blick ist die Konstruktion ein Problem -
zumal, wenn Winsch und Achse nicht regelmäßig
gefettet
wurden. Unter der Kurbel hat die Achse ein Gewinde mit
Zollmaß,
darauf sitzt eine Bronzemutter, die das Ganze sichert. Um die Winschen
auszubauen, musste ich sie erwartungsgemäß von unten
mit
wuchtigen Hammerschlägen austreiben. An Bb gelang es, das
Gewinde
zu schonen, so dass die Mutter beim Einbau wieder fasste. An StB: Keine
Chance. Da man das alles nicht einfach so neu kaufen kann, gab es nur
eine vage Chance, und das Manöver ist auch gelungen: Neues
Gewinde
M14 auf die Achse schneiden, passende Mutter aus dem Regal nehmen,
zusammenbauen. Die Winschen schnurren jetzt wie junge
Kätzchen.
So
ähnlich lief es auch mit der neuen Membran für die
Handlenzpumpe - eigentlich ganz einfach, aber dann dauerte es doch eine
Stunde, bis ich mit all den in die Bilge fallenden Sprengringen und
stramm sitzenden Teilen fertig war. Schließlich war es die
Ruderbank, die
keineswegs mal eben auseinandergebaut, aufgearbeitet und neu
zusammengesetzt war, sondern tagelangen Aufwand bedeutete.
Dafür
sind die delaminierten Stäbe aber zum Schluss endlich wieder
fest
verbunden und frisch lackiert.
Oliese
Bei
Oli gilt es vorwiegend, während der Saison entstandene
Schäden auszubessern. Im Cockpit hat eine Wegerung unter dem
Gewicht und der Kraft eines Charterers nachgegeben. In den
Backskistendeckeln haben offenbar Steinchen in den Schuhsohlen tiefe
Spuren hinterlassen, die sich nicht einfach herausschleifen lassen. Es
gibt also neue Deckel, alle neunundvierzig Jahre darf man
das machen.
In
der Vorpiek auf der Steuerbordseite (wo keine Koje ist)
kommt eine
Wegerung hin - hier ist der ideale Platz fürs
Gepäck, doch bei hartem Segeln oder starkem Regen kommt vom
Steven oder aus dem Cockpit immer mal ein Schluck Wasser die Landungen
entlanggelaufen. Da stört der ja nicht, aber das
Gepäck darf gerne davor geschützt sein. Bei der
Gelegenheit
habe ich mich auch den schwarzen Stellen an den Planken gewidmet
(rechts im Vordergrund gut zu erkennen): Hier hatte ein extrem schlauer
Vorbesitzer es für gut befunden, das Holz von innen mit G4 zu
behandeln. Das sollte wohl in die Landungen laufen und für
Dichtigkeit sorgen, wo gar keine Leckage war. Die Dampfsperre hat vor
allem bewirkt, dass alle Feuchtigkeit im Holz eingesperrt war. Beim
Abziehen atmete es spürbar auf, und nun wird es offenporig
behandelt mit Imp. Ein bisschen ärgerlich ist diese
mehrtägige Arbeit schon - nichts zu unternehmen, wäre
damals
besser gewesen.
Frieda
Frieda
ist also unser diesjähriges Großprojekt.
Womöglich wird danach zum ersten Mal der Eindruck entstehen,
dass Boot habe an Schönheit eingebüßt - es
geht nämlich um das Teakdeck. Das war nicht zu retten. Ein
neues
Teakdeck wäre
unverhältnismäßig teuer. Und gar nicht
original, ursprüngliche hatte sie wie alle Folkeboote ein
lackiertes Deck. Also gibt es GFK. Damit geht zweifellos ein echter
Hingucker verloren - als Ausgleichsmaßnahme wird das
hässliche Vorluk (Alurahmen mit Plexiglas) durch ein
klassisches
Holzvorluk ersetzt.
Tag 1: Scheuerleisten ab (ging leicht), Fußrelings ab
(furchtbares Gepuzzel), Leibholz an StB teilweise ab. Fazit:
Weitermachen! Tag 2: Abnehmen sämtlicher Beschläge.
Tag 3:
Das Teak ist weg, die Glasfasermatte darunter leistet wenig Widerstand
- das Sperrholz ist freigelegt. Und zeigt, dass es höchste
Zeit
war, diese Aktion genau so anzugehen. Zerstört ist das
Sperrholz
aber nur an weniger Stellen, ansonsten muss es einfach nur ein paar
Tage
trocknen. Währenddessen werden noch Kleber/Fugendichtmasse
entfernt, dann ist das Abreißen erledigt und der neue
Decksbelag
kann kommen.
Woche 3: Geschätzte tausend Löcher (von den
Schrauben, mit
denen die Teakstäbe befestigt waren) sind verspachtelt, die
Verbindung zwischen Sperrholz und Aufbausüll ist
ausgefräst
und verfüllt. Und der Müll ist entsorgt. Noch eine
Runde
schleifen und saubermachen, dann kann neue Matte rauf. Sie liegt schon
unter Deck. Ah, vielleicht vorher noch in passende Stücke
schneiden und aufwickeln... Martha, die neben Frieda steht,
assistiert mir, indem sie die Rolle hält.
Woche
4: Das laminierte Deck einmal
gründlich durchschleifen. Fazit: Ist wirklich nicht schlecht
geworden, muss aber noch einmal gespachtelt werden. Das war beim
verwendeten Gewebe (Biax 450 g/m²) absehbar, die Struktur
kommt sonst zu sehr durch. Und ganz ohne Lufteinschlüsse habe
ich es dann doch nicht hinbekommen.
Meine
Abmachung
mit Frieda, im letzten Winter schon getroffen,
beinhaltete ein neues Vorluk als Ausgleichsmaßnahme. Vor dem
Laminieren sägte ich das Loch, es gab also kein
Zurück. Und es macht ja auch Laune, mal mit neuem, frischem
Holz zu arbeiten, anstatt immer nur alte Teile aufzuarbeiten. Das Luk
entstand, einer groben Idee nach Olieses Vorbild folgend, Schritt
für Schritt.
Und
es wuchs und gedieh: Innerer Rahmen. Äußerer Rahmen.
Grabenleiste. Front. Deckel. Einpassen des Skylights. Dann aber
erstmal: Kante zur Außenheit überlaminieren (mit
diesem
tollen gekettelten Glasfaserstreifen, da kommen später
Scheuerleisten und Fußreling über), Deck spachteln
und
gründlich schleifen, damit dieser Teil endlich erledigt und
lackierbereit ist.
Damit
ist es aber nicht genug:
Wie schon Marthas und Olieses, so
verlangte nun auch Friedas Ruderblatt nach Pflege.
Der Verschluss der
Schapp-/Niedergangstür versagte auf der Schwedenreise ihren
Dienst, das Magnetgedöns musste ich provisorisch durch einen
PVC-Vorreiber ersetzen, und der wird nun abgelöst von einem
aus
Messing - Tür und Schapp mussten entsprechend angepasst
werden.
Und
dann war da ja noch die Kompassablenkung von kursabhängig bis
zu 40 Grad. Die Ursache - rostige Eisennägel im
Kajütdach -
fand ich eher durch Zufall. Konsequenz waren ein neuer Decksbalken
und ein zweieinhalb Zentimeter breiter Spalt im Dach, der
geschlossen werden musste. Was in unter vier Stunden, unterbrochen vom
Aushärten des Epoxi, zu erledigen ist, gilt bei uns als
Kleinigkeit.
Deck
schleifen, spachteln, schleifen. Vorluk weiter bauen. Zwischendurch
auch mal die Baustelle aufräumen und nach den anderen Booten
sehen. Feiertage gab es auch, das neue Jahr wollte
begrüßt
werden. Das Daumenkino ist jedenfalls komplett (bis auf den Lack). So
richtig gelungen sieht das Luk natürlich erst aus, wenn alles
lackiert ist - vor allem das momentan scheckige Laufdeck. Das Graue ist
Epoxispachtel in den Vertiefungen, beim Schleifen ergibt sich mitunter
ein solches Bild.
Frieda
und ich sind jedenfalls mit dem Ergebnis meiner Mühen ziemlich
zufrieden. Wenn es jetzt noch wasserdicht ist, ist die
Ausgeleichsmaßnahme für den Verlust des Teakdecks
allemal
gelungen. Spaß gemacht hat es auch, und es war eine gute
Vorübung, weil ich ja an Salty in gleicher Mission auch noch
Hand
anlegen musste. Nächstes Jahr möchte ich aber kein
Vorluk
bauen. Da bekommt Frieda dann eher ein schöneres Schiebeluk...
Martha
Martha hat ja letzten Winter auf umfangreichen Maßnahmen
bestanden - dieses Jahr hoffte ich sehr auf Zurückhaltung.
Vorgesehen war, das bereits begonnende
Projekt Bodenwrangen / Eisennägel möglichst weit
voranzutreiben, vielleicht auch das Unterwasserschiff
abzuziehen und den Anstrich neu aufzubauen. Er ist mit den Jahren doch
ziemlich uneben geworden.
Was auf jeden Fall anstand, waren neue Backskistendeckel statt der
völlig verzogenen alten, die mit ihrer sanften Rundung
permanent die Schwalbennester loshebeln. Und die Neugestaltung der
Pantry wollte ich auch fortsetzen. Vielleicht an
Weihnachten.
In ihrer charmanten, aber dennoch nachdrücklichen Art mischte
sich
Martha aber schon beim Kranen in die Prioritätenliste ein:
Ihre
dicken Backen an der Kielplanke wären mir nicht aufgefallen,
ich
kenne das Boot ja nicht anders, aber der Bootsbauer machte mich gleich
auf das Problem aufmerksam: Die Planke war im hinteren Bereich lose.
Wenn
alles richtig ist, liegt die Planke eng an der Falz des Holzkiels an.
Mit ihm verbunden ist sie durch Nägel oder - wie in Marthas
Fall -
Bronzeschrauben.
Im Laufe der Zeit gaben diese auf, und es entstand ein Hohlraum
zwischen Kiel und Planke - der sich nach und nach mit Dreck
füllte. Erkennbar ist dieses Phänomen eben daran,
dass die
Planke nach außen übersteht.
Es
war jetzt also keine Option, einfach nur neue Schrauben zu setzen,
zumal sich natürlich herausstellte, dass bereits jemand die
entstandene Leckage provisorisch behoben hatte: Von unten war reichlich
Baumwollfaden in die Öffnung geprügelt worden
(wodurch der
Spalt sich nur vergrößert), von oben hatte jemand
Epoxi in die Ritze gekippt, das sich
natürlich mit dem nassen Holz nicht verband, sondern
lediglich meine Arbeit schwerer machte.
Der
Mulitmaster (stumpfes Metallsägeblatt!) half von oben den
Spalt zu
öffnen und von unten den Baumwollfaden zu entfernen. Der ganze
Dreck arbeitete sich durch Stochern mit einem Sägeblatt nach
unten, wo ich ihn, nachdem ich die Planke ausreichend weit abgehebelt
hatte, nach und nach absaugen konnte. Alle Versuche, den Dreck nach
oben loszuwerden, schlugen fehl; alle Versuche, vorzeitig die Planke
einfach mit den Schrauben an den Kiel zu ziehen, ebenso. Als ich das
erste Mal in der Bilge das Licht der Lampe sah, die unter dem Boot
stand, wusste ich: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Wenige
Stunden später hatte Martha keine dicken Backen mehr. Und war
so
weit zufrieden mit der Operation und ihrem Ergebnis. Es mussten nur
noch die Kielnaht kalfatet und die Schrauben, alt
und
neu, verspachtelt werden.
Wenden
wir uns also der Stahlnagel-Problematik zu. In den sechziger Jahren war
es noch üblich, die Außenhaut mit den Bodenwrangen
zu
vernageln. Die Gerbsäure der Eiche löst dann einen
Prozess
aus, der sowohl Holz als auch Metall im Laufe der Zeit zertört
-
mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass die Bodenwrangen, lange bevor
sie vergammeln, keinen richtigen Halt mehr haben. Es müssen
also
neue Schrauben rein, und vor allem muss das Eisen aus dem Boot. Ersetzt
man eine komplette Wrange, kann man die Reste der Nägel
einfach
von innen austreiben. Bleiben die Wrangen sitzen, muss man die
Nägel ausbohren. Kernbohrer gibt es zu kaufen. Für
viiiiiiel
Geld. Und man braucht definitiv mehr als nur einen. Wer clever ist,
nimmt ein Hydraulikrohr und sägt los. Wer das Glück
hat, in
der Bootswerft Grödersby sein Winterlager bezogen zu haben,
wendet
sich vertrauensvoll an Nils und wird bestens ausgestattet.
Was
die selbstgebauten Kernbohrer zu Tage förderten, befand sich
in
extrem unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Und hinterließ
natürlich Löcher in Rumpf und Bodenwrangen, die noch
wieder
geschlossen werden wollen. Mahagoniproppen lautet der heiße
Tipp.
Ich hatte zunächst vier Wrangen freigekratzt, weil ich durch
Björns Erfahrung wusste, dass das Ausbohren mühsam
und
Zeitaufwändig ist. Es lief dann aber so gut, dass ich die
nächsten drei Wrangen nach Achtern auch gleich noch mit
erledigt
habe. Wobei sowohl die Bohrmaschine, als auch der Akkuschrauber (zum
Freibohren verstopfter Kernbohrer), als auch Martha und ich ziemlich
schuften mussten bei dieser Operation. Fazit: Muss ich nicht jede Woche
machen, aber für die tolle Martha lohnt sich der Aufwand
allemal.
Da wir uns schon so intensiv mit dem Unterwasserschiff befassten und
ein guter Teil des Farbaufbaus ohnehin abgekratzt war, habe ich dann
gleich das Ganze abgezogen und neu lackiert. Ein blätterndes,
rauhes, unebenes Farbpaket ist nicht eben toll. Fünf Schichten
Primer, zwei Schichten Antifouling - mit diesem glatten Rumpf
dürfte Martha spürbar schneller durch die See huschen
im
Vergleich zur vorigen Kraterlandschaft. Der Effekt trat schon beim
Malen auf: Als der erste Primer auf das rohe Holz aufgetragen war,
hielt eine Schaumrolle zwei Schichten ringsum durch, ohne dass sie der
Kopf aufribbelte. Und für eine Schicht Antifouling brauchte
ich
kaum mehr als einen Vierteleimer - kalkuliert hätte ich mit
einem
halben.
Neue
Backskistendeckel? Schon halb fertig lackiert! Zwischendurch habe ich
mich vor Feierabend der Pantry
zugewendet, obwohl noch gar nicht Weihnachten war. Martha versuchte
mich beinahe davon abzuhalten, vermittelte mir das Gefühl,
hier
wirklich nur mit minimalem Aufwand vorzugehen. Es ging mir auch nur um
die Optik und um die Tatsache, dass man die Klappe, hinter der das
Porzellan gestaut wird, konstruktionsbedingt nicht vernünftig
mit
einem Vorreiber verschließen kann.
Was ich nach ein bisschen schlau Gucken und Herumstochern entdeckte,
war: Die ganze Konstruktion war mit Eisennägeln
zusammengezimmert.
Und innen lag eine Resopalplatte, bei der sich der Kunststoff vom
Sperrholz gelöst hatte, und dazwischen stand ein Schluck
Wasser.
Da
wusste ich ja immerhin, dass es die richtige Entscheidung war, sich
einen oder zwei Tage lang diesem Debakel zu widmen, auch wenn Martha
fand, dass ich nicht übertreiben solle. Ganz bescheiden riet
sie
mir dann aber, mich nicht zu großzügig an den neuen
Mahagonileisten zu bedienen: "Nein, nein, das ist doch für
Salty
und Paula", sagte sie, "nimm mal lieber das Reststück hier,
das
passt doch genau." Ihr Augenmaß ist auch besser als meins....