Der Teufel ist im Eimer Auszug aus "Geschichten von Bodo Bootsvermieter und Charlie Charterer" Über Feedback freut sich: Nicolas Thon Vollständiger Text:Bodo Bootsvermieter mochte den Yachthafen, durch den er traumwandelte. Die Anlagen waren neu und interessant gestaltet, und es lagen sogar einige Holzboote am Steg. Er erkannte eines seiner eigenen Charterboote und sah nach dem Rechten - doch was da mit dem Außenborder veranstaltet worden war, behagte ihm überhaupt nicht. Zornig stieg er an Bord. Unter Deck saß eine junge Frau. Auch wenn er sich nicht an sie erinnerte, musste er sie von der Einweisung kennen. Die Pandemie, das Beherbungsverbot, der verspätete Saisonstart, die Ungewissheit - all das hatte dem sonst so ruhigen, ausgeglichenen Bodo mehr zugesetzt, als er sich eingestanden hatte. Überhaupt schien es, als sei er gar nicht bei der Sache. Er konnte sich weder an die Einweisung mit diesen jungen Leuten erinnern, noch an die gute Nachricht erinnern, dass er den Betrieb überhaupt wieder aufnehmen durfte. Jetzt ließ er die Anspannung raus: Er verzichtete auf Höflichkeitsfloskeln, sondern brüllte wie der Teufel: Das könne ja wohl alles nicht angehen, und überhaupt, und was für eine Un-ver-schämt-heit! Er furzte, Schwefelgeruch breitete sich aus. Die Seglerin wich zurück. Allmählich dämmerte es Bodo: Er kannte sie nicht. Eine Verwechslung - auch das Boot war gar nicht seines, sondern ein völlig fremdes. Gleichwohl beschloss er, einen Blick auf den Außenborder zu werfen, damit sein Auftritt nicht völlig vergeblich endete. Der Motor hing nicht wie üblich am Rumpf, sondern an einem Eimer. Und tatsächlich lag ein Defekt vor: Er startete ganz von alleine, ließ sich nicht stoppen, und Bodo sauste im Eimer durch den Hafen. Das war nun wirklich ungewöhnlich! Die Fahrt endete auf einer Waldlichtung. Auch das war nicht normal, aber Bodo wunderte sich gar nicht mehr. Stattdessen traf er erneut die junge Frau, die ihm nun doch von früher her bekannt vorkam. Sie zog sich aus und hatte neben allem anderen auch einen Penis. Bodo nahm es zur Kenntnis, weil sein desinteressierter Blick zufällig dorthin fiel. Zu spät erkannte er die Falle: Die Hermaphrodite überzog ihm mit beißendem Spott. Es sei abscheulich, mit welchem Abscheu er sie betrachte. Seine unmenschliche Intoleranz sei typisch, jedenfalls für einen Teufel wie ihn. Bodo unterließ den Versuch, sich zu rechtfertigen, sich zu erklären - sollte sie denken, was sie wollte, er hatte ja gar kein Interesse an ihr. Er suchte den Eimer, stieg ein und fuhr zurück zum Hafen. Dort wurde er vom Hafenmeister und seinen Gehilfen mit wedelnden Armen erwartet: Er näherte sich einem Bereich, wo man zur Vermeidung von Wellenschlag nur langsam fahren durfte, wesentlich langsamer, als es mit dem motorisierten Eimer möglich war. Man werde ihn in Schlepp nehmen, erklärte der Hafenmeister, dazu müsse er hierher kommen und da lang abbiegen. Bodo gehorchte. Der Eimer verwandelte sich in Rollerblades, die frühsommerliche Wärme in winterlichen Frost, die Wasserfläche in einen vereisten, abschüssigen Weg. Gerade so eben schaffte Bodo die Kurve, dann ging es steil bergauf, die Fahrt verlangsamte sich. So erreichte er schließlich den Hafenmeister, der ihn zurück zum Steg schleppte. Das Telefon weckte Bodo aus dem Mittagsschlaf. Was denn nun aus seinem gebuchten Törn würde, wollte der Kunde wissen. "Weiß der Teufel...", dachte Bodo. |
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