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Knappe Kiste - Paulas erster Ausflug

Birkholm, sieben Uhr morgens, Windstärke sechs aus Nordwest. Die Segel knallen wie der Teufel, als ich die Vorleine löse. Paula treibt rückwärts Richtung Postbootanleger. Ich nehme die Großschot dicht. Paula rennt los. Vollruderlage, weg von den Boxen. Großschot wieder auf - wir halten ein bisschen doll auf die Außenmole zu. Es ist immerhin so weit unter Kontrolle, dass ich mir noch die Zeit nehme, „Paula, Paula, knappe Kiste hier“ zu sagen. Paula dreht ab. In der Hafenausfahrt müssen wir rechtwinklig anluven und dabei die Schoten wieder holen. Klappt auch, und dann hoppeln wir uns Fahrwasser und genießen ein paar Meilen Rauschefahrt - bevor ziemlich abrupt der Wind einschläft.

Mai 2018

April und Mai waren bis dahin ein Marathon aus Skippertrainings und unvollendeten Bootsbauarbeiten. Endlich haben wir drei Tage Zeit für einen Ausflug. Wind ist immer morgens, dann folgt die Geduldsprobe - am ersten Tag brauchen wir acht Stunden bis Falshöft und motoren nach Hørup Hav. Am zweiten Tag erreicht uns die erste Flaute am Leuchtturm Kegnæs, wo uns eine Gruppe Schweinswale mit Darbietungen unterhält. Die Windmühlen an Land laufen an, drehen plötzlich emsig und mit Volllast - kurze Zeit später laufen wir mit dichten Schoten und voller Schräglage auf Skjoldnæs zu. Dort treiben wir erstmal in der Strömung, bevor es allmählich mit einem hilfreichen Windfeld weiter geht. Der Nachmittag entpuppt sich auf eigentlümliche Weise als ausgesprochen schön: Eine schwarze Wolke, aus der kaum merklicher Sprühregen fällt, begleitet die nächste Flaute. Zwei Stunden lang segeln wir mit einem halben Knoten und haben bald das Wasser für uns - spätestens, als kurzzeitig Pladderregen aus blauem Himmel fällt, geben alle anderen auf und tuckern in den nächsten Hafen. Birkholm ist längst in Sicht - im Wissen, es in einer guten Stunde unter Motor erreichen zu können, lassen wir uns Zeit und werden von einer schönen Abendbrise belohnt.

Später fängt es ordentlich an zu kacheln, und mit dem Wind kommt mit schlagenden Fallen so ziemlich das Hässlichste, das ich seit langem gesehen habe: Was kurz vor Mitternacht neben uns anlegt, ist ein Folkeboot-Rumpf mit einem voluminösen Eiche-rustikal-Aufbau, auf dem ein massiver, tight verstagter Holzmast steht - und an dem hängen die kleinen Folkeboot-Segelchen. Das Ganze wirkt wie ein weiterer gescheiterter Versuch, aus einem Folkeboot etwas zu machen, das es nicht ist und nicht sein will. Als ich frühstücke, schlafen die Nachbarn noch, und wende ihrem Boot tunlichst den Rücken zu, um es nicht unnötig intensiv betrachten zu müssen. Lieber konzentriere ich mich auf das Ablegen, denn das wird ja knifflig genug. Wer Birkholm nicht kennt: Es ist eng dort. Nun weiß ich: Bei sieben Windstärken wäre es zu eng.

„Fun Fun für Mausi Mausi“, meldet leicht verrauscht das Funkgerät. Die Reaktion folgt unmittelbar: „Mausi, hier ist Bremen Rescue. Haben Sie eben Pan Pan gerufen? Brauchen Sie Hilfe?“ „Fun“ ist fraglos ein unglücklicher Bootsname. Ich verstand es nämlich genauso wie der besorgte Seenotretter. Wir dümpeln weiter bis sechs Meilen vor Schleimünde, dann treiben wir rückwärts, und ich starte den Motor. Fazit: Unser Ausflug war nicht in jeder Hinsicht perfekt, aber ein leidlich gelungener Auftakt. Und ein ausgiebiger Test des neuen Großsegels, das prompt noch zwei, drei Nachbesserungen bekommt.

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