Folkeboot Oliese nicolas thon: fotografie -schreiben - segeln
Paula
Salty
Martha Frieda Oliese



Oliese

ex-"Papillon", Segelnummer F GER 244
gebaut 1968 von Th. Lind, Middelfart
Rumpf Lärche auf Eiche, Deck (inzwischen) GFK
Motor Außenborder Yamaha 5 PS 4takt (2021)
Besonderheit: vollwertige dritte Koje in der Vorpiek
Liegeplatz Arnis/Kappeln an der Schlei




Die selbstbewusste Oliese
Oliese wurde 1968 in Middelfart gebaut, für einen Berliner Ersteigner, der sie als regattataugliche Leichtversion in Auftrag gab.  Bis heute zeugt davon ihre Vorpiek - statt einer durchgehenden, kindergerechten Liegefläche hat sie eine einzelne, aber vollwertige, dritte Koje. Das Cockpit ist die kürzere Version, neuerdings gibt es wieder einen Reitbalken, der zwecks besserer Bewegungsfreiheit herausnehmbar ist. Mit ihrem rötlichen Rumpf ist sie die unangefochtene Königin der Abendsonne. Und dank ihres unerschütterlichen Selbstvertrauens erstaunt es nicht, dass ihre Schwestern sie zur Klassensprecherin gewählt haben.

Oliese ist also selbstbewusst, bisweilen spöttisch, und sie hat die weltbesten Ideen. Wenn Corona ist und sie nicht segeln darf, konzentriert sie ihre magischen Kräfte darauf, mich gut gelaunt durch die Krise zu bringen oder auf die Schnelle den Mastenkran zu reparieren. Eine treuere Gefährtin kann man sich nicht wünschen.

Am Anfang...
ist es aufregend, wenn Oliese tut, was sie immer tut, wenn ein bisschen Wind auf kommt: Sie galoppiert los! Leicht und agil hat sie nur auf diese Gelegenheit gewartet, ihre Schnelligkeit unter Beweis zu stellen. Doch sie tut es auf die unübertrefflich gutmütige Weise, die für Folkeboote so typisch ist. Auf dem Rückweg von unserem kleinen Übungsschlag weigern sich die Gäste zwar, von „Liebe auf den ersten Blick“ zu sprechen - doch es fällt ihnen auch kein passenderer Ausdruck ein.

Oliese ist, man muss es so sagen, ausgesprochen charakterstark. Wenn ihr die Leute, die mit ihr segeln, nicht gefallen, lässt sie sie das durchaus spüren, macht ihnen das Leben so schwer, wie sie kann. Da stoßen sich die Gäste nicht nur manchmal den Kopf, sondern fünfunzwanzig Mal am Tag, als machte das Boot sich extra noch ein wenig kleiner. Der Erste, der ihre Skepsis Fremden gegenüber ausbaden musste, war allerdings ich. Die Lackierung ging tüchtig schief, Oli sah aus wie ein rot-gelb gefleckter Leopard. So startete sie in eine Saison, in deren Verlauf sie so manche Tücke offenbarte. Erst im Winterlager, wo wir viel Zeit miteinander verbrachten, um diese Defizite zu beseitigen, freundeten wir uns an. Doch schon vorher ließ sie immer wieder durchblicken, was für ein tolles Boot sie in Wahrheit ist.

Seitdem rackert sie unermüdlich, kommt regelmäßig auf die größte Zahl von Buchungstagen, und auch die meisten Skippertrainings erledigen wir gemeinsam. Mit bewundernswerter Geduld erträgt sie stundenlang mehr oder weniger missglückte Hafenmanöver, bis die gewünschten Erfolgserlebnisse eintreten. Wenn wir zwischendurch die Segel setzen, lässt sie es sich eben nicht nehmen, tüchtig loszugaloppieren.

Bordalltag mit Oliese

Die beiden Jollensegler staunen nicht schlecht: Nach tagelangem Starkwind aus Ost steht das Wasser bis zu den Stegplanken. Die Bugspitze des kleinen, harmlosen Folkebootes geht ihnen bis zur Brust, an Bord müssen sie klettern. Als wir am nächsten Morgen zu unserer Einweisungsrunde ablegen, stehen ihnen Schweißperlen auf der Stirn. Die Anspannung legt sich, als das Manöver reibungslos gelungen ist - doch nur vorübergehend: Oliese fängt sich die erste Bö, rennt los, wirft sich auf die Seite. Eine zitternde Hand schnellt an die Großschot, bereit sie ausrauschen zu lassen. Doch halt - unter dieser "Jolle" hängt eine Tonne Ballast! Und schnell gewinnen die beiden das Sicherheitsgefühl, das nur ein einziges Boot vermitteln kann: Das mit dem F im Segel.

Oliese legt Wert darauf, als Skipperin akzeptiert zu werden. Gegen ihren Willen läuft überhaupt nichts. Und sie findet immer einen Weg, ihre Missbilligung kundzutun: Der Charterer, der in draufgängerischer Selbstüberschätzung in fünf Tagen beide Segel und den Motor geschafft hatte, fiel beim Verladen des Gepäcks einfach mal ins trübe Wasser des Hafenbeckens.

Wer sich aber auf Oliese einlässt, hat in ihr die treueste Gefährtin, die man sich vorstellen kann.

"Wie sich schnell herausstellt, ist das Nordische Folkeboot ideal für uns. Die klassischen Linien mit S-Spant und langem, schwerem Kiel machen es sicher und schnell. Zudem ist die Schlei ein prima Revier für den Törnbeginn. [...] Das enge Bordleben ist nicht immer einfach. Wenn die Prinzessin morgens ihr Näschen aus dem Schlafsack steckt, scheint sie ein Engel zu sein. Das kann sich aber am Tage schnell ändern. Ein falsches Wort, etwas unbedacht geäußerte Kritik, schon ist Schluss mit der Harmonie. [...]

An einem der längsten Segeltage dieses Törns herrscht Einklang an Bord, wie nie zuvor. Wir sind jetzt ein echtes Team. Der sonst kritische Vater hat an Ainas Steuerqualitäten wenig auszusetzen. Sie hat Talent. Wie ein alter Hase steuert sie den Langkieler, der in der schräg von achtern anlaufenden Welle eigenwillig seine Spur sucht. [...] Jetzt kann der Alltag wieder kommen. Zufrieden packen wir unsere Siebensachen und werfen zum Abschied einen letzten Blick auf unsere treue, hölzerne Freundin."

(Andreas Lindlahr über seinen Vater-Tochter-Törn mit der dreizehnjährigen Aina, in
Yacht 4/2011, S. 60ff)

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