Folkeboote im Winterlager nicolas thon: fotografie -schreiben - segeln
Paula
Salty
Martha
Frieda Oliese



Zerlegen und Zusammenpuzzeln - Winter 2025-26

Ihr habt es gemerkt: Letzten Winter gab es keine Berichterstattung. Mir fehlte die zündende Idee für ein fotografisches Motto. Die genau gleichen Bilder wie jedes Jahr zu knipsen und als Sensation zu posten, gefiel mir auch nicht. Einen trockenen Text ohne Illustration? Das war es auch nicht. Also haben die Boote und ich im Verborgenen gearbeitet. Immerhin darf ich jetzt sagen: Alle haben neue Kielbolzen aus Edelstahl!

Jetzt haben wir ganz viele neue, inspirierende Spielsachen - und ihr dürft es hier nachlesen.



Ich habe wieder eine Nähmaschine. Und die Segelpersenninge - seinerzeit ohne Budget improvisiert - naja...abgesehen von Scheuerstellen, sind die Fockpersenninge zu kurz und die Großpersenninge zu weit: Bei Wind schlabbern sie nervig. Ich erwarte eine gemütliche Tätigkeit in Sörup an dunklen Winterabenden, während auf dem Big Screen im Hintergrund ein beschaulicher Film läuft.

In eine ganz andere Richtung geht mein Vermerk aus dem März, im nächsten Winter alle Ruderblätter von Antifouling und Primer freizukratzen, um den Zustand des Holzes und der Leimfugen freizukratzen. Die Idee ist nicht völlig absurd, sondern kam für Olieses Ruder schon zu spät - wir mussten es während der Sommerreise provisorisch zusammenflicken. Neben einem neuen Ruder gibt es also diesmal gründliche Pflege für die anderen.


Winterarbeit früherer Jahre



Paula 

Eine Leimfuge in der Aufbaufront geht auf. Wieder einmal stellt sich die Frage: Nur den betroffenen Bereich ausleisten? Oder über die ganze Breite? Oder warten, bis das einfacher geht?


Keine solchen Zweifel gibt es beim Mast, der oben und unten Pflege braucht. Außerdem gibt es eine neue Batterie, das deutete sich bei den letzten Törns schon an. Und ganz vielleicht bastele ich Barberhauler - das wären zunächst kleine Augbolzen kurz vor (oder hinter?) den Wanten.  Nee, wohl eher doch dahinter. Und wenn ich schon dabei bin, kann ich mal gucken, wie dicht die Püttings noch sind, wie es dem Balkweger geht und auch der kleinen Fichtenleiste, die noch zur Verstärkung eingebaut ist. Die soll nämlich Augbolzen und Barberhauler halten und dem enormen Zug, der da bestimmt draufkommt, standhalten.  Ach, und der Flaggenstock...der dritte Bruch lässt sich nicht mehr so einfach kleben oder anschäften, fünf Lagen Gewebetape sind keine Dauerlösung. Warum nicht den Abschnitt von Saltys Fußreling rundhobeln? Die Länge ist ideal.

Paula wird jedenfalls strikt darauf achten, dass ich mich auch meinen neuen Spielsachen ausreichend widme. Außer der Nähmaschine gibt es da ja auch eine Ukulele, die möchte, dass ich fleißig übe, anstatt mich täglich so sehr an den Booten zu verausgaben, dass ich abends zu keiner Regung mehr fähig bin. Ich denke, und Paulas und Ukuleles Aufsicht kriege ich das hin.




 

Salty
Wir wollen verschweigen, wie es zu dieser Kollision kam. Jedenfalls fehlt seitdem der Lack an Friedas Vorsteven. Und Saltys Fußreling ist an zwei Stellen weg. Die Stimmung auf beiden Booten war danach ein wenig getrübt. Ich persönlich fand, das Risiko segelt immer mit, sondern ich habe mich viel mehr darüber geärgert, dass die letzten Gäste im vorausgehenden Herbst nicht erwähnt haben, dass das Echolot nicht funktioniert. Vielleicht wussten sie gar nicht, was das ist. Im Frühjahr war es dann ein bisschen zu spät, einen neuen Schwinger einzubauen. Das passiert jetzt. Und weil der Schwinger mitten in einem der letzten noch nicht bearbeiteten Plankenrisse steckt, werden wir den gleich ausleisten. 

Vorgenommen habe ich mir auch eine Fleißarbeit, die in aller Zukunft das Schleifen und Lackieren erleichtern wird: Backskisten und Hauptschott sind aus Nut-und-Feder-Brettern mit markanter Fase. Sieht hübsch aus, ist aber fast unmöglich anzuschleifen. Viel lieber hätte ich eine durchgehende glatte Fläche. Also bekommt das Hauptschott eine entsprechende zweite Lage. Bei den Backskisten weiß ich noch nicht: Dünnes Sperrholz rauf? Oder die Fasen auffräsen und ausleisten? Oder womöglich die Fasen raushobeln, um ein bisschen Gewicht zu sparen? Wahrscheinlich wäre das am elegantesten. 

Saltys Plankenrisse hat ja mal jemand mit Gummi verfüllt - das hat erstaunlich lange gehalten, ist aber der Grunddafür, sie jetzt nach und nach mit dünnen Lärchenstreifen auszuleisten. Ich finde mitten im Riss noch eine Bastelei von bemerkenswerter Stümperhaftigkeit. Ob da mal ein Astloch war, lässt sich nicht mehr sagen. Jedenfalls kam dann eine Art Proppen hin. Nun hat nicht jeder einen 50mm-Forstnerbohrer liegen und auch gleich noch einen entsprechenden Zapfenschneider. Besser wäre sowieso ein Spund gewesen, wie ich ihn jetzt anfertige.

Für den Proppen wurde Sperrholz genommen (!) und so eine Lochsäge aus dem Baumarkt. Mit dem gleichen Werkzeug wurde sicher auch das Loch in die Planke gebohrt. Problem ist, dass der Proppen dann nicht passt (!!), sondern er wurde mit Gummi eingeklebt. Ebenfalls mit Gumme wurde das Loch gefüllt, das der Zentrierbohrer hinterlassen hat (!!!).




Selbst der unambitionierteste Heimwerker würde ein altes Möbelstück so nicht reparieren - warum soll es an der Außenhaut eines Bootes im Unterwasserbereich gut genug sein? Immerhin, das Laschbrett an der Innenseite hat für Dichtigkeit gesorgt.





Mit der Fußreling fange ich an. Ich habe nämlich ein passendes Stück Teakleiste noch liegen. Für die zwei Schäftungen mache ich mir eine Keillade und eine Schablone. Die Leiste ist dann auf der Tischkreissäge schnell fertig, an Bord helfen Schablone und scharfes Stecheisen. Später muss noch ein Speigatt rein, zunächst zwinge ich die Leiste in Position, passe sie ein und bohre vor. Salty findet das Ergebnis wirklich gelungen, und die Arbeit hat Spaß gemacht. Das soll aber keine Aufforderung sein, ihr auch künftig beherzt in die Seite zu fahren.

Der Hecklichtkasten hat dabei auch gelitten, er lässt sich aber weitgehend wieder zusammenkleben. Ein neuer Deckel ist in fünf Minuten fertig. Inzwischen habe ich beschlossen, die Backskisten komplett neu zu bauen. Sperrholz gibt es fürs Hauptschott.  Das wird dadurch auch wieder mehr Festigkeit bekommen.




Die Backskisten: Holz ist da, es kann losgehen - 15x140 mm Khaya. Die erste Entscheidung, die es zu treffen galt: Lässt sich damit ein weiteres Upgrade verknüpfen? Größer zum Beispiel? Zehn oder fünfzehn Zentimeter größer würde die Backskiste an den nächsten Spant anbinden. Doch nein - für so wenig zusätzlichen Stauraum (und es passt ja alles Nötige rein) wäre das ein ungerechtfertigter Aufwand: Neue Deckel, neue Schwalbennester, neue Einlegeböden (und der backbordseitige ist ja gerade erst neu. Wir wollen aber auf jeden Fall etwas machen, das seit zwölf Jahren auf der Liste steht: Eine Grabenleiste, die beim Öffnen Regenwasser aufnimmt, das bisher in die Backskiste läuft. Warum die nie vorhanden war, weiß ich nicht - jetzt puzzeln wir welche hin.

Zweite Entscheidung: Wie verbinde ich die Bretter miteinander? Am einfachsten scheint mir eine lose Feder. Oh, vielleicht muss ich das erklären...ihr kennt ja Nut-und-Feder-Bretter aus dem Baumarkt. Die sind industriell gefertigt - nuten ist einfach, eine Feder anfräsen ein Riesenaufwand, wenn das teure Werkzeug fehlt. Bei einer losen Feder wird, nein, die Feder durchaus fest mit beiden Hölzern verklebt, sie ist nur vor der Montage lose. Beide Bretter werden genutet, dazu gibt es...hm...eine flache Leiste, die in die Nuten reinpasst. Gegenüber der Baumarktvariante ist das viel einfacher, außerdem geht nichts von der Materialbreite flöten, ich brauche nur zusätzlich ein flacheres Stück Holz. Gegenüber einer stumpfen Verleimung ist dies aber viel solider: Mehr Klebefläche und Steifheit.

Nächste Entscheidung: Wie verbinde ich Innen- und Rückseite? (Eine Kiste hat vier Seiten. Eine Backskiste aber nur zwei, denn Hauptschott und Außenhaut bilden die restlichen Seiten, die sind aber schon vorhanden). Verlockend, aber auch am aufwändigsten wäre die klassische Pilzleiste. Auch das muss ich erklären.... Alternative ist eine zweigeteilte Quasi-Pilzleiste, bei der der äußere Teil das Hirnholz der Seiten abdeckelt und der innere Teil für die Stabilität sorgt. Und dann gibt es noch Thorkild Linds Bauweise: nur eine Vierkantleiste zur Verbindung, der Radius kommt direkt an die Seiten. Diese Variante hat sich bei Oli und Frieda ausgezeichnet bewährt. So sollen wir das wohl machen.

Dann also los: Nuten. Federn einpassen. Arbeitsplatte klebe- und kleckergeschützt mit Folie abdecken. Zwingen, Niederhalter und Zulagen bereitlegen. 380 Gramm Epoxi anrühren. So wie es ist, in die Nuten und auf die Federn. Angedickt und eingefärbt in die Nuten. Zusammenstecken, Zwingen anziehen, Überschüsse wegspachteln - und Feierabend machen. Es war ein langer, produktiver Tag, denn Friedas neue Ruderbank hat vorher die gleichen Arbeitsgänge durchlaufen. Und ich muss gleich noch zum Baumarkt und später Lack und neues Harz bestellen, damit wir nächste Woche weiterhin arbeiten können.

Nach vier Tagen (in denen ich auch Friedas Ruderbank und Olis Fußreling erledigt habe), sind Saltys neue Backskisten einmal trocken verschraubt und eingepasst, danach komplett verleimt, und müssen nur noch geschliffen werden. Die Grabenleisten sind auch fertig, ebenso ein hübscher neuer Boden für die Steuerbord-Backskiste. Hat Spaß gemacht. Und abgesehen vom künftigeren erleichtertem Anschliff fürs Lackieren: Leichter, schlichter und tausendmal stabliler als die alten sind die neuen Backskisten auch. Puh - in den zwölf Jahren, die ich Salty kenne, habe ich sie ziemlich umgebaut. Und ich fürchte, ich bin damit noch nicht zuende.

Als nächstes stehen an: Das Hauptschott mit der gleichen Problematik wie bei den Backskisten. Und sollte ich mir nicht die Zeit nehmen, etwas mit den Schwalbennester unter Deck anzustellen?









Oliese


Ich mache ja gerne mal etwas neues. Und ich habe noch nie ein Ruder gebaut. Die provisorische Reparatur hat schonmal prima die zweite Saisonhälfte gehalten, also sollte das gut gelingen. 

Außerdem geht es um einen ernsthaften Versuch, eine kleine Leckage zu beseitigen: Einen neuen Vorstevenbolzen habe ich damals ohne Baumwolle eingesetzt, und er sitzt nicht stramm genug, um ohne sie dicht abzuschließen. Mit der Baumwolle schon in der Band werde ich auch gleich die Vorstevensponung neu kalfaten - nachverschraubt ist sie, das Kalfat könnte noch alt sein.  Dass die Bilgepumpe so häufig läuft, liegt aber hauptsächlich daran, dass der Schwimmerschalter schlecht positioniert ist: Die Pumpe fördert jeweils nur einen kleinen Schluck Wasser. Viel schöner wäre, sie würde seltener anspringen.

Also Kalfaten. Erstmal die Naht sauberkratzen, auffiedeln (mit Multimaster und grobem Handschleifpapier) und trockenfönen. Dann die Spielsachen bereitlegen: Fäustel, Kalfateisen und Baumwolle. Kalfateisen brauche ich zwei: Ein dünnes zum Reinlegen, ein dickeres zum Stauchen. Kalfaten mit Baumwolle ist eine uralte, supercoole Technik. Zuletzt kommt noch Gummi drüber. Das dient aber hier nicht zum abdichten, sondern sorgt nur dafür, dass die Baumwolle nicht wieder rausflutscht.

Ich habe mich ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt, als ich am Vortag behaupte, Kalfaten mache sogar manchmal Spaß. Jetzt sitze ich unter Olieses Vorsteven und habe keine Lust. Zum Glück bin ich nach einer Weile in einem gewissen Flow. Die zweite Seite verschiebe ich auf den nächsten Tag - langwierige Fleißarbeiten muss man in handhabbare Brocken unterteilen.









Frieda

"Dein wievielter Ballast ist das?", fragt Ulf. Lächelnd antworte ich: "Mein letzter!" Und das meine ich ernst: Nie wieder möchte ich Tage damit verbringen, Pallhölzer an Bord zu schleppen und mit Hammer und Hydraulik Bolzenreste aus Holz und Ballast zu entfernen. Oder im an Kettenzügen schwankenden Boot sitzen und auf Anweisungen warten, während unter mir Niels versucht, die neuen Kielbolzen zum Fluchten zu bringen. 

Frieda ist traumatisiert, doch sie bleibt tapfer, ihrer Retterin Martha für ewig dankbar, sowieso geduldig, und sie weiß kleine Aufmerksamkeiten zu schätzen. Also widme ich mich ihrem Backskistendeckel: Furnieren ist nicht einfach, man kann Fehler machen, und dann wirft man entweder alles in den Müll und wandert aus auf die Bahamas - oder man bessert nach. Ich bessere nach, ein Fall für die Oberfräse. Beim Bündigfräsen, so fluffig, wie das klappt, bekomme ich richtig gute Laune.

Das war letztes Jahr, und nach mühsamem Beginn war die ganze Aktion doch sehr erfolgreich. Ein paar Restarbeiten sind nachgeblieben: Beim Einbau der neuen Bolzen erwies das Unterteil einer Bodenwrange als doch nicht mehr so stabil - das kommt jetzt neu. Und die meisten Bodenwrangen sind noch durch die original Stahlnägel mit der Außenhaut verbunden. Da werden wir "Rauchende Colts" spielen, indem ich neue Schrauben setze und die Nähel dann aus dem nassen, matschigen Holz bohre.

Es sind eine Menge Arbeitsgänge: Erstmal die Nägel freikratzen und immer zwischen zwei von ihnen neue Schrauben setzen. Dann für den weiteren Verlauf die Spielsachen bereitlegen, wie Bohrmaschine, Flex, selbstgebaute Lochsäge (Stück Stahlrohr, zwei Kerben reingeflext, fertig), ein Durchschlag (um die ausgebohrten Nägel aus dem Röhrchen zu treiben), Zange (um im Idealfall den Nagel zuletzt aus dem Loch zu ziehen, ohne dass er das Röhrchen verstopft - aber das klappt nur selten). Und eine Bohrbrille für den Anfang.

Als alle Nägel raus sind (stattliche Ausbeute) und alle nicht mehr ganz so gut aussehen wie vor einundfünfzig Jahren, müssen die Löcher wieder zu. Erstmal mit Epoxi und Abschnitten von einer Dübelstange. Im nächsten Schritt forstnere ich die alle wieder auf, denn nach außen hin wollen wir natürlich vernünftige Querholzdübel aus Lärche in die Lärchenplanken kleben. Wir brauchen also gut 100 Proppen. Die neuen Schrauben werden verspachtelt. Wenn alle Proppen drin sind und das Harz ausreagiert ist, müssen sie noch beigestochen werden. Und dann ist es im Wesentlichen fertig.

Zwischendurch fällt mir das Cockpitsüll ein: Da sitzen seit ewig zwei Schlüssellochbeschläge.  Wofür die mal gut waren, weiß ich noch nicht. Vor Jahren haben es mir Chartergäste verraten - die trafen jemanden, der Frieda von früher her kannte und wusste, was es mit den Beschlägen auf sich hatte. Ich hab's wieder vergessen. Inzwischen stören sie, nochzumal ich dahinter nicht lackieren kann.

Zweimal habe ich die kleine Makita-Oberfräse schon an Bord, Fräser in der Hand, bereit zum Fräsen. Zweimal packe ich sie wieder weg. Das Ding ist nicht meine Maschine: Keine Bremse, im Notfall mühsam zu betätigender Mini-Kippschalter, miseables Futter - mir ist da beim Fräsen schonmal der Fräser rausgerutscht. Das kompakte Gehäuse und die kleine Auflagefläche sind zwar der Clou, aber die Maschine ist sehr hoch im Vergleich zur Auflage - man darf nur unten an dem kleinen Tischchen schieben, auf keinen Fall oben am Gehäuse, sonst kippelt sie und fräst nur Mist.

Auf einer waagerechten Fläche mag das gehen. Das Süll ist aber nunmal senkrecht - die Schwerkraft hilft nicht mit, sondern ich muss die Maschine erstmal halten, bevor ich sie anfangen kann, sie zu schieben. Ich weiß, dass andere Leute (Andreas zum Beispiel) sehr gerne mit dieser Maschine arbeiten. Mir ist das zu heikel. Die alten Löcher kriege ich auch weggeforstnert. Und statt die Spunde bündig zu fräsen, hobele ich sie. Von Hand dauert kaum Länger, als erst eine Fräslade zu bauen bzw. die Maschine akurat einzustellen. Es ist aber kontrollierter.

Beim Demontieren der zu lackierenden Kleinteile fiel mein Blick eher desinteressiert auf Friedas Ruderbank. Sperrholz mit Teak-Außenlage - pflegeleicht unlackiert. Aber oh! Die diversen Umrisse abgestellter heißer Töpfe und Pfannen sind seit Jahren unschön, aber die sind es nicht, was mein Auge irrirtiert. Sondern die Tatsache, dass sich hier und da die Außenlage verabschiedet! Wenn eine Sperrholzruderbank SO aussieht, würde sie noch etliche Jahre durchhalten, aber so eine Optik ist nicht unser Anspruch. Wir bauen das neu!

Teak? Zu teuer. Künftig muss ich eben auch Friedas Ruderbank jährlich lackieren. Sperrholz? Warum verwenden eigentlich immer alle für so etwas Sperrholz? Sogar ich, als ich vor Jahren bei Saltys neuer Ducht dem Trend folgte. Ich weiß gar nicht, ob hochwertiges, wasserfest verleimtes Sperrholz erheblich preisgünstiger ist als Vollholz. Zumindest lassen sich fast beliebige Maße aus einem Stück bauen, aber Sperrholz hat zwei wesentliche Nachteile: Erstens müssen die Schnittkanten mit Umleimern verdeckt oder sonstwie versiegelt werden, und Umleimer lassen sich nicht in beliebigen Radien anfertigen. Und zweitens müsste man wegen der kreuzweisen Verleimung längliche Sperrholzstücke (wie eine Ruderbank) in doppelter Materialstärke bauen, um die gleiche Bruchlast zu erreichen.

Wir wählen also Mahagoni Vollholz und die gleiche Verleimung wie bei Saltys Backskisten mit loser Feder. Hier geht das schneller, denn das Lamello-Standardmaß trifft genau die Mitte der Materialstärke. Ich kann also den Lamellofräser verwenden und kenne dadurch auch die Stärke der zu sägenden Feder: Vier Millimeter. Das passt alles auf Anhieb zusammen. Was ich noch nicht kenne, ist der Bedarf an Harz. Ich rühre fünfzig...nein: sechzig Gramm an. Dann wiege ich nochmal sechzig...*pütscher* *klecker* *träum* ...scheiße, siebzig, nein achtzig aus. Und später nochmal vierzig, angedickt mit Baumwollflocken und eingefärbt inzwischen auch mit Braun statt dem anfänglichen komischen Grünton, der neulich im Baumarkt als einziger im Regal war und in der LED-Beleuchtung so schön rötlich wirkte. Die Menge reicht so gerade eben und eben. Natürlich quaddelt beim Anziehen der Zwingen ein großer Teil wieder raus, doch wenn es anders wäre, bekäme ich schlechte Laune und müsste womöglich neues Holz bestellen.

Marthas Ruderbank ist zufällig wegen des Anschliffs vor Ort, obwohl ihr Boot in der anderen Halle steht - steht Modell für das, was ich vorhabe: Marthas Ruderbank ist nämlich die beste! Sie ist an den Rändern breit und bequem und in der Mitte schön schmal, damit die Knie und Unterschenkel Platz haben. Ich reiße das so an, säge es aus, fräse die vordere Kante rund. Ein bisschen Handschliff, dann ist eigentlich bereit zur Anprobe. Frieda ist sehr zufrieden.

Sie wartet jetzt nur noch auf die Eiche für das neue Bodenwrangen-Unterteil. Ich könnte schonmal den Rest des Unterwasserschiffs beischleifen, oder das alles in einem Arbeitsgang erledigen, wenn die Bodenwrange eingebaut ist. Das dauert noch - außer Sägen, Bolzenloch bohren und einpassen ist da noch eine Menge Imprägnieröl zu verteilen. 





Martha


Marthas technisches Logbuch hat die ganze Saison über keine neuen Einträge. Das heißt natürlich nicht, dass gar nichts zu machen ist. Es wird sich aber größtenteils um Kleinigkeiten handeln.  


Da ist zum Beispiel eine offene Leimfuge am Heckspiegel. Beim Zusammenpacken des Werkzeugs stelle ich mir das so elegant vor: Anschlagleiste ran, Lamellofräse rauf, fertig ist die Fuge von exakt vier Millimetern Breite. Vor Ort das lange Gesicht: Ruderlager und Lenzpumpenauslässe sind der Fräse im Weg. Zwei parallele Schnitte mit dem Multimaster sorgen für fast das gleiche Ergebnis. Ich muss nur noch den Hauch Mahagoni, der zwischen den Schnitten stehengeblieben ist, rausoperieren. Die Lamellofräse hätte ihn einfach ausgeräumt, jetzt prokele ich mit dem Messer und schubbere mit dem Stecheisen. Dauert länger. Aber bei Weitem nicht so lange wie die Demontage von Pumpenauslässen und Ruderlager.

Jetzt ist eine offene Schäftung im Schergang an der Reihe. Die übliche Methode - kleines Loch bohren und mit der Spritze Epoxi injizieren - habe ich schon vor Jahren schon versucht. Das Problem ist, dass man von außen die Schäftung nicht sauber und trocken genug bekommt, ohne ein bis zwei Nieten zu kappen. Hier oben möchte ich das vermeiden, denn ich kriege keine neuen Nieten gesetzt - innen ist der Balkweger davor.

Ich probiere also, die Stelle mit einem Spund zu deckeln, ohne die Nietreihe anzutasten. Wenn es gut läuft, kriege ich unterhalb und vor dem Spund genügend Harz in die Schäftung, damit das auch dort dauerhaft dicht wird. Erstmal eine Schablone. Dann wieder Handarbeit - mit dem Stecheisen. Der Spund lässt sich anhand der Schablone mit der Japansäge gut anfertigen. Einkleben, aushärten lassen, Überschüsse wegstemmen - und das Ergebnis kritisch beäugen. Hm.