Mai 2015
Folkeboot-Treffen
an der Schlei: Ziel verpasst und doch übertroffen!!!
"klassisch am
wind -
Folkebootcharter" und "Folkebootcharter
Schlei - Die Wildgänse" luden Ende Mai 2015
zu einer besonderen Veranstaltung ein: Wir wollten Folkeboote mit einem
gemeinsamen Alter von 999 Jahren im Hafen von Arnis versammeln. Dass
die achtzehn Schiffe, die dem Ruf von Geburtstagskind "Paula" (50) und
der Grande Dame "Jacaranda" (69) folgten, zusammen nur auf 809 Jahre
kamen, spielte in der Bilanz eines tollen Wochenendes nur eine
untergeordnete Rolle.
Das überaus gelungene Fest im
Einzelnen:
Der
Samstag: Folkeboot-Party
Vormittags Schauer, dazu ein strammer Westwind mit ruppigen
Böen - manch ein Folke blieb friedlich im Heimathafen, etliche
Crews reisten lieber auf dem Landweg an. Als die Boote, die
Arnis erreichten, in zwei Päckchen an der Kranplatte lagen,
gaben sie in der Abendsonne dennoch ein wunderschönes Bild ab.
Unterdessen versammelten sich die Crews und die weiteren Gäste
um die festlich geschmückte Grillhütte herum. Dara Mc
Namara und "Sailing-Bassman" Klaus Aktoprak stimmten ihre
Instrumente, die ersten Würstchen bruzzelten auf dem Grill,
kühles Bier stand in ausreichender Menge bereit.
Der Rest ergab sich in ungezwungener Atmosphäre von selbst:
Chartergäste, Eigner und Neugierige waren bester Stimmung,
Folkeboot-Neulinge baten "Alte Hasen" um Tipps, ich lernte endlich mal
die Jungs von "Lotte" kennen, man plauderte übers Segeln oder
lauschte der Musik. Bei uns, den Organisatoren, legte sich bald die
unvermeidliche Anspannung, und wir schlossen uns der Begeisterung an,
die uns von allen Seiten umgab.
Ein großer Dank gebührt der
WSG
Arnis/Grödersby als Gastgeber - die vorzügliche
Ausstattung des Hafens mit Grillhütte, Kran und
genügend Platz für 18 Folkes im Päckchen
machte das Fest eigentlich erst möglich. Hafenmeister Achim
Jentsch überzeugte wie immer mit Ruhe, Humor und Kompetenz,
krante unter anderem schnell noch die beiden Boote, die per Trailer von
der Nordsee bzw. vom Bodensee anreisten. Für eine beim
Verladen in Bremerhaven gebrochene Jumpstagspreize hobelten wir an der
Werkbank kurzfristigen Ersatz. Die Jugendabteilung half am Grill, der
Zweite Vorsitzende am Mastenkran. Alles in Allem beste Werbung
für einen Hafen, der keine Wünsche offen
lässt. Dank auch an alle Teilnehmer, von denen jede und jeder
Einzelne eine Bereicherung waren.

Der
Sonntag: Spaßregatta und Sturmnacht
Die erste Aufgabenstellung bestand darin, das Päckchen
aufzulösen: Um zehn Uhr musste Achim wieder kranen. Mit all
den Springs und Leinen, die die Schiffe untereinander und mit
Pfählen verbanden, war ein heilloses Chaos zu erwarten - doch
alle legten ruhig und überlegt ab, als lägen sie
jeden Tag in einem zweireihigen Riesenpäckchen. Binnen
fünf Minuten waren alle Boote an neue Liegeplätze
verholt, ohne einen einzigen Kratzer, ohne ein einziges
gebrülltes Wort.
Anschließend begaben wir uns zum Start einer fünf
Meilen langen Regattastrecke zwischen Arnis und Lindaunis. "Tschi Tschi
2", "Juno" und "Pommery" bildeten eine Klasse für sich und
sausten dem restlichen Feld auf und davon. Für die weniger
Regattaerfahrenen mit den nicht ganz so neuen Segeln blieb ein
Riesenspaß, nicht ohne den nötigen Ehrgeiz. "Paula",
Vorschoter Björn und ich lieferten uns Privatduelle mit
"Oliese" und "Frieda" aus meiner Charterflotte, bei der Halse an der
Wendetonne ging Björn beinahe außenbords, duckte
sich aber noch rechtzeitig mit dem Fockausbaumer in der Hand, und dann
machten wir gegenüber "Idefix" noch mächtig Boden
gut, holten sie aber nicht mehr ganz ein und gingen als zufriedene
Sechste ins Ziel. Ohnehin gab es weder Startgebühr noch
Siegerpreis, dafür aber einen Haufen neue Eindrücke
und Erfahrungen, die dringend nach einer Wiederholung verlangen. Die
Hauptüberraschung bildete aber "Martha": Ich kenne sie als
stoisch und behäbig, dazu fährt sie mit den
ältesten Segeln der Flotte - aber sie belegte den vierten
Platz! Dem Einhandsegler, der sie gechartert hatte, gab ich einen
regattaerprobten und hochmotivierten Jollensegler an die Hand, ein
begeisterter Interessent aus dem Verein ergänzte die Crew, und
zweifellos machten die einiges richtig, was wir anderen falsch machten.
Am Nachmittag verholten wir mit immer noch zwölf Booten nach
Schleimünde, um dort die Nacht zu verbringen. Mit Ach und
Krach bekamen wir in der "Giftbude" noch etwas zu essen - das neue
Küchenteam dort muss sich erst noch einspielen und lernen, auf
die Bedürfnisse der Gäste einzugehen. Ob das gelingt,
ist angesichts des phlegmatischen Gesamteindrucks, den die Leute auf
uns machten, ein bisschen zweifelhaft. Das Essen war zumindest
ausgezeichnet, und als die Nachzügler von "Hoppetosse" erst
zur endgültigen Schließungszeit um achtzehn Uhr
eintrafen, nassgeregnet, hungrig und ohne eigene Vorräte,
wurden ihnen zumindest noch zwei Bier pro Person gezapft und ein
Resteteller serviert - den sie aber im Nieselregen unterm Sonnenschirm
genießen mussten.
Nachts um zwei drehte der Wind auf West und briste auf eine stramme
sechs auf - an der Pier unterhalb des Hafenmeisterbüros lagen
wir, gelinde gesagt, ungünstig. "Pommery" scheuerte am
Wellenbrecher, "Salty" und "Martha" pieksten gegen den Steg, "Paulas"
lange Achterleine musste das alles irgendwie halten. Im Dauerregen
holten wir leinen dichter, legten Springs, verzurrten, was zu verzurren
war, bis es den Eindruck machte, dass wir so bis zum Morgen liegen
konnten. Ohnehin war es in der Dunkelheit überhaupt nicht mehr
auszumachen, welches Tau welche Funktion hatte und was geschehen
würde, wenn man es löste. Das verschoben wir also auf
den Morgen.
Der
Rest der Woche: Sturmtief und Geselligkeit
"Paula" war ohne funktionierenden Motor angekommen (eine
längere Geschichte, ihr eigener lag fertig repariert zur
Abholung bereit, der Leihmotor versagte im großen Stil seinen
Dienst), musste sich also Saltys Außenborder und Marthas
Skipper ausleihen, um gegen den unablässigen Starkwind nach
Kappeln zur Werkstatt zu gelangen. "Pommery" und "Salty" legten ab mit
Kurs Sönderborg bzw. Marstal. Der Rest der Flotille einigte
sich darauf, sich nach einigen Schlägen auf der Ostsee in
Kappeln wiederzutreffen, um dort den nahenden Sturm abzuwettern.
Das Ablegen war, wie schon die nächtliche Aktion, ein
wundervolles Gemeinschaftsprojekt. Wer ablegte, nahm für die
Nächsten eine lange Luvleine mit zum zwanzig Meter entfernten
Dalben. Als wir abends im "Cameo" einkehrten, hatte sich die
Unterscheidung zwischen Organisatoren und Teilnehmern, zwischen
Vercharterern und Kundschaft, längst aufgelöst. Wir
waren als Gruppe unterwegs, folgten nicht einem vorgegebenen Programm,
sondern einigten uns auf jeden neuen Plan B, den die nächste
Hiobsbotschaft des Seewetterdienstes notwendig machte. Und bekamen nie
das Gefühl, enttäuscht ein langes Gesicht ziehen zu
müssen - Folkebootsegler sind flexibel, spontan und
ständig
auf der Suche nach einem noch abenteuerlicheren Abenteuer.
Für
Donnerstag erwarteten wir einen im Laufe des
Vormittags abflauenden West, für Freitag einen strammen
Südost, was zur allgemeinen Begeisterung doch noch eine kleine
Reise nach Dänemark nahelegte. Ich schlug als Treffpunkt
Marstal
vor.
„Jacaranda“ konnte nicht mit, die musste Freitag
früh schon ihren nächsten Gästen
übergeben werden. Dafür traf ich in Arnis die Crew
von „Idefix“ und konnte sie für das
Vorhaben begeistern. „Paula“ musste noch warten,
bis ich vormittags zwei Bootsübergaben erledigt hatte - ich
war aber entschlossen, notfalls in der Flaute die ganze Strecke zu
motoren. Den Anderen - „Tzefix“,
„Martha“, „Maj“ und
„Gefjon“ - verordneten wir einen frühen
Start: Ablegen bei Sonnenaufgang, um den Wind so lange wie
möglich zu nutzen.
Es kam dann aber erneut anders: Die Vier
dümpelten bei einem schwachen West dann doch zur Nordspitze
von Ærø, weil ihnen da wohl schon die
Dünung des nahenden Südost entgegenschwappte. Ich kam
erst um zwölf durch die Brücke, durfte dann aber
wunderbar aus der Schlei kreuzen: Südost 3 stand auf dem
Programm. Es erreichte mich eine SMS mit dem neuen Ziel:
Ærøskøbing. Auch gut. Paula lief bis
kurz vor Marstal mit fünf Knoten, dann nahm die
schöne Brise ab, aber es ging platt vorm Laken mit
ausgebaumter Fock immer noch recht zügig durch die Rinnen bis
Birkholm. Erst auf die letzte
Meile ließ uns der Wind im Stich. Insgesamt eine Stunde Motor
ist keine schlechte Bilanz, wenn man sich bereits auf 37 Meilen Motoren
eingestellt hatte.
In der Abendsonne erwartete uns auf der
Außenmole ein einmaliges
Begrüßungskommittee: Vier Folke-Crews winkten und
fotografierten. Ein köstliches Nudelgericht und
genügend Rotwein standen außerdem bereit - Auftakt
zu einem würdigen Abschlussabend einer tollen Woche.
„Gefjon“ zog es dann Richtung Svendborg, den Rest -
jetzt also nur noch drei - erwartete eine salzige Rückreise.
Ab Skjoldnæs mussten wir uns mit der tüchtigen
Welle, die ein an sich schöner Südost um 5
aufwühlte, ziemlich abquälen. Kurz vor Gammel
Pøl drehte der Wind um ein paar Grad, und nun trafen uns die
Wellen wesentlich angenehmer „Paula“ machte
mächtig Wasser, doch es war ja ein guter Beitrag, sie endlich
„trockenzusegeln“. In die Schlei halsten
„Paula“ und „Maj“ parallel,
„Martha“ hielt ein wenig Abstand.
Als
letztes
Abenteuer entschloss ich mich, in Kappeln die Segel vor der
Brücke oben zu lassen - und Patrick auf der
„Martha“ folgte meinem Beispiel. Bei ruppigen
Böen war das im Grunde mehr als gewagt, mit Vollzeug und
Vollgas an den zahlreichen anderen Schiffen vorbeizuknüppeln,
aber es ging gut, obwohl irgendein Vollpfosten mit Bierflasche in der
Hand meinte, direkt vor uns noch einmal aus der Reihe ausscheren und
einen Bogen fahren zu müssen.
„Zauberkünstler - da ist die
Brücke!“ wies ich ihn energisch, aber immer noch gut
gelaunt, zurecht. Und wen trafen wir in der Brücke?
„Idefix“ auf der einsamen Rücktour von
Marstal.
Zu viert ließen wir bei Kaffee und Kuchen in
„Paulas“ Cockpit die Woche ausklingen - als
„besondere Veranstaltung“ angekündigt, hat
es sich als genau das entpuppt. Es war toll, auch und gerade wegen der
tausend Planänderungen. Man sagt es häufig, aber
diesmal ist es wirklich wahr: Wer nicht dabei war, hat Unvergessliches
versäumt! Ihr dürft Euch aber schon auf 2016 freuen,
denn eine Neuauflage des Treffens ist garantiert.