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4. Folkeboot-Treffen, 26. Mai 2018 in Arnis

Dieser Mai sprengt garantiert alle Rekorde: Seit Wochen haben wir Ostenwind und Trockenheit, eine Wetterlage, wie es sie in dieser Beständigkeit lange nicht mehr gab, falls überhaupt jemals. Trotzdem antwortete ich, als man mir sagte, wir hätten ja auch Glück mit dem Wetter gehabt: „Mit Glück hat das nichts zu tun, das gehört zu unserem Konzept.“

*alle Regattabilder stammen von Detlef Höpfner (besten Dank fürs Knipsen und Zur-Verfügung-Stellen), die übrigen Bilder von Nicolas Thon*



Auch das Folkeboot-Treffen schaffte zumindest zwei Rekorde, die zeigen, dass dieses Konzept ausgesprochen erfolgreich ist: Es nahmen nicht weniger als dreißig Boote teil (von denen imposante vierundzwanzig die nachmittägliche Regatta mitsegelten). Und abends bildete sich an der Kranplatte ein Neunerpäckchen - sowas hatte ich vorher noch nie gesehen. So viele Folkes gemeinsam aufs Wasser zu bringen, war bei idealem Wetter vielleicht nicht allzu schwer, erfüllt uns aber dennoch mit Freude. Auf die große Flotte wurde auch die Wasserschutz aufmerksam - eine derart große Ausfahrt werden wir in Zukunft anmelden müssen.

Abends leuchteten die Boote in der untergehenden Sonne, während keine Geringere als Esther Jung das Grillfest musikalisch untermalte. Eine satte Rockstimme, Gitarre und Coverversionen von Songs aus den letzten sechs Jahrzehnten sorgten sogar für einige Zaungäste. Aus dem Hafen hagelte es Kritik: Viel zu leise sei die Musik gewesen, und viel zu kurz habe Esther gespielt.


Am Grill sorgten die phantastischen Franziska, Chiara und Niklas sowie unermüdlich Stephan für stetigen Nachschub - da kann man gar nicht laut genug danke sagen. Die Gesprächsthemen an den Tischen und auf dem Rasen drehten sich um Dieses und Jenes, nichts zuletzt um Folkeboote und auch um die kleinen Anekdoten und Dramen am Rande der Regatta.



Paula hatte einen phantastischen Nachmittag im Kreise ihrer erstaunlich vielen Schwestern. Mit dem neuen Tuch segelte sie schön, schlicht und einfach schön, und im Rahmen unserer Möglichkeiten auch schnell - unseren Start fand ich gelungen, obwohl wir aufgrund der Frühstarter taktisch improvisieren mussten. Eine kurze Kreuz zog das Feld auseinander, wir hielten uns wacker in der Mitte, und auf der anschließenden Halbwindstrecke, für die ich den Trimm einfach mal nicht kann, verloren wir den Kontakt zur Führungsgruppe und hielten uns gerade mal noch so vor der Nachzüglergruppe. Raumschots legte Paula, wie es so ihre Art ist, tüchtig los, so dass wir vor der Leetonne zur vorderen Gruppe noch einmal aufschlossen - Erik von der Pommery hatte ein Déja-vu-Erlebnis.

Was aus der Ferne bis dahin als geordnetes, dichtes Feld wirkte, löste sich auf der abschließenden Kreuz in ein die gesamte Breite der Schlei überziehendes Chaos auf, in dem jeder seinen eigenen Weg nahm. So war es auch, Ausweichsituationen ergaben sich kaum. Wir verloren einige Plätze, weil ich mit dem neu konzipierten Traveller nicht auf Anhieb zurecht kam, dann hielten wir unsere Position im Feld und genossen die Kurzweil: Der Wind war 2-3 oder vielleicht ein bisschen mehr, aber in der Mitte des Gewässers gab es einen markanten Windrichtungswechsel, der volle Konzentration verlangte.

Nach dem guten Start und dem imposanten Downwindteil hatten wir ein letztes Highlight, als wir es dank einer von Paula herbeigerufenen und von mir sauber ausgesegelten Bö ohne weiteren Holeschlag zwischen die Zieltonnen schafften. Damit und unserem ungefähr fünfzehnten Platz waren wir sehr zufrieden - zumal unsere Vorschoterin Elena für ewige Zeiten als fabelhafte Mitseglerin in unser Herz geschlossen bleiben wird. Neben Ruhe, Kompetenz, Eifer, Übersicht und Begeisterungsfähigkeit war sehr bemerkenswert, dass es ihr gelang, aktiv mit uns zu segeln, ohne sich zwischen die Einheit Paula-Nicolas zu drängeln. Für Nichteingeweihte mag das ein bisschen mystisch klingen, und wer uns kennt weiß, dass es eine Unmöglichkeit ist - aber Elena bekam das hin. Auf einem Boot, das ansonsten nur einhand gesegelt werden kann oder im Hafen bleiben muss, fuhren wir sogar arbeitsteilig saubere Wenden.

Mike, Katja und Niklas genossen das seltene Vergnügen, ebenfalls teilnehmen zu können, weil irgendwelche Charterer frühzeitig abreisen mussten und ihnen Admiral Jacob zur Verfügung stand. Der Neunjährige ging erstmal Ruder bei einer Regatta, vielleicht noch nicht ganz so kursstabil, wie er es in drei Jahren können wird, aber ach - es machte Spaß.

Lovis kam diesmal mit einer reinen Männercrew, bestehend aus Vater Thorsten und Sohn Henry (10). Wenn die Kinder so wunderbar und selbstverständlich ins Folkeboot-Segeln hineinwachsen, ist es kein Problem, dass die große Schwester zu einem Geburtstag eingeladen ist und deshalb die halbe Familie fehlt - anders als in Svendborg sahen wir Lovis jedenfalls nur von ganz weit hinten. Die lüttesten Butscher fuhren unterdessen auf Prins Hamlet mit. Und auch auf Sjov galt es, ein junges Crewmitglied einzugewöhnen: Dörthe und Ulf haben sich im Winter einen Hund zugelegt, der nun erstmals segeln durfte bzw. musste. Wacker segelten sie die komplette Regattastrecke nur mit der Fock ab, um den Vierbeiner nicht gleich voller Schräglage auszusetzen - doch sein empfindliches Gehör hatte schon mit dem Knarren der Schotwinschen erhebliche Schwierigkeiten.

Anderswo an Bord gab es größere Mankos. Noch vor dem Start kamen Janes Dirk und Achterstag vom Mast gesegelt, so dass statt Segelvergnügen eine kleine Reparatur am Mastenkran anstand. Jane hat dieses Jahr ohnehin wieder eigene Pläne - die geplante dreimonatige Reise reizt sie offenbar weniger als der Titel „Drama Queen 2018“. Oder besser gesagt: Sie fühlt sich nicht fit für so eine weite Reise. Also fährt sie erst nach erfolgreicher Reparatur.

Waupee, aus Richtung Schleswig kommend, verpasste das Briefing, traf kurz vorm Hafen auf die auslaufenden Boote und musste sich recht mühsam zur Startlinie durchfragen - das wäre kein Problem gewesen, wenn Johannes nicht außer langjährigem Vorsitzenden der Klassenvereinigung auch eingefleischter Regattasegler wäre. Einfach hinter dem Feld herzusegeln war also keine Option, es musste auch herausgefunden werden, wo das Ziel ist. Lene kam noch mehr auf den allerletzten Drücker - mit mächtiger Bugwelle auf die Brücke in Kappeln zumotorend, kamen sie dank der Geduld des Brückenwärters gerade noch durch und schafften es rechtzeitig, um einen grandiosen Frühstart hinzulegen. Damit waren sie aber nicht die Einzigen, doch alle drei drehten brav ihre Strafrunde. Das Schallsignal war tatsächlich nicht zu hören, an diesem Punkt müssen wir noch ein bisschen professioneller werden.

Es gab sogar wieder einen Preis zu verleihen. Letztes Jahr stellte Michael Müller (Folkeboot Havfruen und einer der Initiatoren der Fotoausstellung in Svendborg im Vorjahr) einen Print eines der Ausstellungsbilder zur Verfügung, den wir unter allen Teilnehmern verlosten. Diesmal fand ich morgens beim Zurücknehmen meiner Charterboote eine Flasche Prosecco in Saltys Schapp, und wir beschlossen, diesen Genuss dem Zweitplatzierten zu gönnen. Dass abends die Waupee-Crew im Angesicht der leeren Flasche noch diskutierte, ob Siegerin Frida nicht doch zu früh gestartet sei, war aus meiner Sicht ein bisschen unnötig - aber ich verstehe durchaus den dahinterstehenden sportlichen Ehrgeiz.

Die Flasche Prosecco mag auch als Hinweis dienen, dass dieser wunderschöne Tag für mich zugleich ein sehr anstrengender war: Morgens musste ich drei Charterboote zurücknehmen und anschließend alle vier wieder rausgeben, zwar wie geplant an eine Hildesheimer Gruppe von Stammgästen, die aber dann doch unerwartet mit einer ganz neuen Crew ohne jegliche Folkeboot-Erfahrung auftauchte, so dass ich aus dem Stehgreif und unter erheblichem Zeitdruck eine komplette Einweisung aufs Deck zaubern musste. Bühne, Grill und Windschutz hatten wir am Freitag schon aufbaut, aber beinahe wäre noch der Einkauf an meinen Verpflichtungen gescheitert, wenn nicht die Sjov-Crew ihren VW Bus als Transportfahrzeug zur Verfügung gestellt hätte - vielen Dank dafür!

Mit anderen Worten: Es ist gar nicht leicht, die Organisation des Folkeboot-Treffens in den Ablauf des Charterbetriebes zweier getrennter Firmen einzuflechten. Darum sind wir sehr dankbar für die vielen, gut gelaunten Teilnehmer, die unserer Einladung wieder oder erstmals gefolgt sind und die Veranstaltung mit Leben füllen, für das wir nur den äußeren Rahmen bieten können. Wir freuen uns sehr über Johanns kleine Ansprache zu genau diesem Thema, mit der er seine Wertschätzung für unsere Initiative kundtat. Wir lesen sehr gerne die Dankes-Mails, wie sie von Pauline und Lene nach dem Wochenende kamen. Und können kaum wirklich fassen, was für eine nette, kleine, wachsende, generationsübergreifende, phantastische Community entstanden ist aus jenem unscheinbaren Moment, als Paula im Wormshöfter Noor vor Anker lag und Mike seine Maj zu einem neuen Liegeplatz verholte und auf ein Bier längsseits kam und im Laufe des Gesprächs feststellte: „Wir müssen mal irgendwas gemeinsam machen“, woraufhin wir Paula zum 50. Geburtstag das erste Folkeboot-Treffen schenkten und damals schon den Eindruck hatten, damit einen Nerv getroffen zu haben.


Teilnehmende Boote:


Admiral Jacob
Crazy
Die Panik
Frida
Havfruen
Jacaranda
Jane
Jonny
Juno
Lara
Lene
Lente
Lill
Lilla Flicka
Lord Jim
Lotte
Louise
Lovis
Luksus
Maj
Mumi
Paula
Pauline
Pommery
Prins Hamlet
Red Bull
Sjov
Tschi-Tschi 2
Tur-Tur
Tutte
Waupee