| Folkeboote im Winterlager | |
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Wir
lackieren eifrig, und das Betrachten der ersten Ergebnisse ist
Belohnung genug für die Mühe. Ein schöner
Lack ist in der Regel ja auch einer, der das Holz gut vor Sonne und
Feuchtigkeit schützt. Das tut er hier mit Marthas Ruderkopf,
den
Unterzügen für die Schotschienen, zwei
Kästchen für
die Bordelektrik sowie der Tür von Marthas Pantry.
Auf
dem Programm stand unter Anderem dies: 


Ich
fand, es sei an der Zeit, einen genaueren Blick auf Olis Ruderblatt zu
werfen. Uiuiui, es hatte mir eine lange, traurige Geschichte zu
erzählen. Die tiefen Furchen von zehn Millimetern Breite,
umgeben
von gammeligem Holz, waren einmal Leimungen. Die ging auf, wie
Leimungen das nach Jahrzehnten bisweilen tun. Als das
unübersehbar
war, muss das Boot aber noch eine ganze Weile gesegelt worden sein,
ohne das sich jemand um den Schaden gekümmert hätte.
Als sich
dann doch jemand des Problems annahm, tat er es mit der
geringstmöglichen Mühe, die man sich dabei geben
kann.
Unterdessen
musste es Mitte Dezember werden, bevor Olieses Name wieder
oben auf der Prioritätenliste auftauchte. Die gute Oli bekommt
es
ja live mit, wie nebenan Martha die ganze Zeit quängelt:
"Jetzt
mach das mal ordentlich hier, und das Andere machste gleich mit, ja?"
Und da sie weiß, dass auch sie mal einen ganzen Winter meine
volle Aufmerksamkeit genießen durfte, nimmt sie es nicht
krumm.
Was ich mir dann aber genauer angesehen habe, war Olieses Vorluk. Kann
noch nie gepasst haben: Bei einem gefalzten Lukensüll ist
eigentlich die Idee, dass es unten schon sauber abschließt,
das Wasser dann größte Mühe hat, senkrecht
nach oben zu
steigen, und dass für alles, was durch den Druck in einer
Welle
dort ankommt, dank einer erneut sauber abschließenden Kante
endgültig Schluss ist. Das funktioniert aber nur, wenn der
Rahmen
des Lukendeckels die gleichen Maße aufweist wie das
Süll. Da
durfte ich staunen, wie die voneinander abwichen. Aus der Traum also
vom schnellen Aufarbeiten, zumal das Kopfbrett lediglich geleimt und
nicht verschraubt war. Ich konnte es gefühlvoll und sachte
abnehmen, also ohne Kraftaufwand oder gar Gewalt.
Kleinkram...
Die Ruderbank brauchte einen neuen Rahmen. Der schützt das
Sperrholz vor Feuchtigkeit und gibt der Sache neue Stabilität.
Und wie bei allen Booten sind die Schienen für die
Fockholepunkte aufs Kajütdach gewandert. Beinahe der
größte Aufwand dabei war das Anfertigen von
Holzklötzchen als Unterzüge. Die warten jetzt aufs
Lackieren.
Während
sie da so im Regal liegen, habe ich mich den aufgegangenen Leimungen an
Friedas Aufbaufront zugewandt. Die Verbindung zu den Aufbauseiten ist
ein neuralgischer Punkt: Kontruktionsbedingt bekommt diese Verbindung
ständig Bewegung vom Deck ab, und so dürfen wir auch
jetzt
bestenfalls auf ein paar Saisons Ruhe hoffen. Eine eingeklebte Leiste
dürfte aber zumindest solidere Abhilfe schaffen, als es ein
bisschen in die Ritze geschmiertes Gummi könnte. Als sich der
überstehende Teil der Leisten in Hobelspäne
verwandelt hatte,
war das Ergebnis durchaus schön anzusehen. Fanden jedenfalls
Frieda und ich. 
Der
Heckspiegel war kein besonderes Problem. Amüsant ist die
absurde Anzahl von Löchern, die verpropft werden mussten.
Einige
stammten von der Anschlagschiene für die Oberfräse,
aber die
meisten von ihnen waren schon lange vorhanden. Jemand hatte Dinge an-
und wieder abgeschraubt, ohne sich um die Hinterlassenschaften zu
kümmern. Ach, und den Könnern sei gesagt: Wenn es mit
Gummi
nicht dicht wird, bringt es nix, Epoxi einfach
drüberzuschmieren...
Am
Hauptschott hingegen weitete sich die Aufgabe aus. Da waren
zunächst die aufgegangenen Leimungen. Zack, Schlitz
gefräst,
Leiste eingeklebt, gehobelt und verschliffen - ganz wunderbar. Wiederum
waren drumherum und zwischendurch tausend Löcher zu
verpfropfen.
Dann war da die hässliche Sperrholzblende, die die alten
Aussparungen für Navigationsinterumente abdeckte. Sie flog
raus.
Am Übergang zum Kajütdach löste sich das
GFK. Beide
Maßnahmen verlangten danach, zwei hübsche, gebogene
Leisten
anzufertigen, die diesen Übergang ein wenig 'schiffiger'
gestalten.
Die ans Schott anschließende Grabenleiste der
Steuerbord-Backskiste hielt eher durch
den Lack als die Struktur des gammelnden Holzes. Die
Türschwelle
des Niedergangs war, soviel konnte ich sehen, recht
befelfsmäßig mit Sikaflex eingeklebt und verlangte
nach
einer vernünftigen Lackierung. Was nach dem Ausbauen von dem
Brett
übrig war, ließ nicht nicht noch einmal verwenden.
Parallel
galt es fünf zu reparierende Spanten zu laminieren:
Mit der
Papprückseite eines Bilderrahmens und Heißkleber
Schablonen
anfertigen, dieser entsprechend kleine Winkel auf eine Unterlage
spaxen, fünf Millimeter starke Eichenleisten zuschneiden und
mit
reichlich Epoxidharz und allen verfügbaren Schraubzwingen in
Form
bringen.
Als
Nächstes wurden die alten Spanten abgesägt und die
Kupfernägel entfernt, um die Neuen einpassen zu
können. Die Schäftungen gehen von einer Niete zur
übernächsten, da sollte die Klebefläche
genügen, um
eine Weile zu halten.
Die
Schäftungen sind nicht alle so gut gelungen wie diese. Aber
sie
waren auch teilweise schlecht zugänglich. Eine lehrreiche
Aktion
übrigens mal wieder - wer die gebrochenen Spanten seines
Folkebootes reparieren möchte, darf mich jederzeit um Tipps
bitten
(die diesen Rahmen hier sprengen würden, ich möchte
mich
nicht in die Reihe der oberschlauen Oberlehrer einfügen).
Andreas,
der mit beim Vernieten half, war ganz begeistert: Er tüdert
seit
gefühlten fünfzig Jahren an Booten herum, aber dies
war eine
neue Erfahrung für ihn - Klopfzeichen-Kommunikation inklusive.
Nebenbei
bestand Martha darauf, dass ich mich auch noch einigen Bodenwrangen
widmete
Zunächst
ging es aber darum, dass Süll auf ein einheitliches Niveau zu
bringen, so dass es fluchtet, und dann auch eine durchgehende Fase
anzuhobeln. Zum Aufleimen von Leisten braucht man neben Schaumleim vor
allem: Schraubzwingen!
Beim
Erzeugen gerader Kanten half mir neben dem Bandschleifer ein mit
Schleifpapier beklebtes Brett - das simpelste, billigste und
effektivste Werkzeug überhaupt. Aber nur, wenn man die
Fläche
mit Bleistiftkringeln überzieht. Wenn die alle weggeschliffen
ist,
ist es gerade. Und zwar nicht zufällig oder nur vielleicht
oder
irgendwie ungefähr, sondern genau gerade. Naja. Wäre
schön gewesen... Das vorläufige Endergebnis sieht auf
jeden
Fall hübsch aus.
Wenn das alles fertig ist, wird man auf den ersten Blick vermutlich
kaum einen Unterschied erkennen - Martha war ja bisher schon ein
ausgesprochen schönes Schiffchen.
Die
Räuberhöhle in ein Chaos zu verwandeln, war ja wie
gewöhnlich eine leichte Aufgabe. Die ersten Schritte auf dem
Weg
zum Schmuckkästchen widme ich nun Dachhimmel und Bilge. Welche
Tätigkeit - Über-Kopf-Schleifen oder Pulen in
unzugänglichen Tiefen - die unangenehmere ist, bleibt
Geschmackssache. Wenn das alles erstmal in Weiß und Dunkelrot
leuchtet, ist der Muskelkater ohnehin vergessen.
Für
die Bilge übrigens: Danboline! Ein wunderbares Produkt, haftet
es
doch im Notfall, ohne zu blättern, selbst an Stellen, die sich
mit
vernünftigem Aufwand weder schleifen noch gründlich
reinigen
lassen. Das Zeug gibt es in verschiedenen Farben - ich dachte lange,
eine Bilge müsse grau sein, aber jetzt ist rot die Farbe der
Wahl.
Man darf jedoch gerne erst Grau, dann Weiß und erst
für die
letzten zwei Schichten Rot verwenden, dann sieht man, dass man
überall hingekommen ist. Dachhimmel weiß? Habt Ihr
richtig
gelesen. Ich pütschere ungern klarlackierte Flächen
über, aber in diesem Fall sieht es erheblich heller und
freundlicher aus.